Tesla Model 3 durch Ioniq ersetzen?

  • Hallo zusammen.

    Als Noch-Tesla-Fahrer bin ich neu in dieser Runde hier. Auf dieses Forum bin ich gestoßen, weil ich plane, meinen Tesla zu verkaufen und mir was kleineres zuzulegen.

    Für mein Fahrprofil bedarf es weder 460PS, 230km/h Spitzengeschwindigkeit noch Reichweiten von über 400km. Was ich definitiv aber nicht mehr missen möchte, ist ein Elektroauto.

    Meine täglichen Strecken bewegen sich zwischen 100 und 220km, im Sommer wie im Winter, mit über 50% Autobahnanteil. Für Urlaubs- und Langstreckenfahrten kann ich immer noch auf einen Verbrenner zugreifen.

    Den Ioniq FL bin ich probegefahren, von der Ausstattung kommen sowohl der Style als auch der Premium (Probefahrt) in Frage.

    Ich fand den Ioniq angenehm zu fahren, sehr angetan war ich von der problemlosen Funktion des Abstandstempomaten und des Spurassistenten. Hier scheint die einfache Berührung des Lenkrads auszureichen, damit der Wagen weiter assistiert fährt (beim Tesla muss man teilweise schon Lenkradbewegungen ausführen, bei denen das Fahrzeug reagiert...).

    Warum ich mich an dieses Forum wende:

    Etwas irritiert war ich vom Verhalten des Fahrzeugs bei 60km Restreichweite. Bei dieser hatte ich das Fahrzeug übernommen (es stand draussen, Temperatur ca. 2°C) und bin nach 6km auf die Autobahn gefahren, um auch dort auf einem 10km langen Stück mit Steigung das Fahrverhalten zu testen. Schon beim Auffahren auf die Autobahn musste ich feststellen, dass das Auto nicht besonders gut anzog. Bei 125km/h war Schluss, außerdem leuchtete kurz die Schildkröte auf. Ich ordnete mich rechts ein und fuhr mit 100km/h weiter. Als ich dann einen LKW überholen musste, kam der Wagen nicht mehr über 110km/h, und dann wurde es die letzten beiden Kilometer bis zur Ausfahrt richtig spannend, als ich mich rechts einordnete und feststellen musste, dass bei auf 100km/h eingestelltem Tempomat der Wagen immer langsamer wurde und schließlich auf unter 80km/h fiel, die LKWs im Nacken. Warnblinker an, Standspur, dort mit unter 80km/h weiter bis zur Ausfahrt. Schildkröte jetzt dauerhaft an.

    Abseits der Autobahn konnte ich mit dem Wagen bei Geschwindigkeiten bis 100km/h weiter angenehm fahren, ging natürlich nicht mehr bergauf, sondern jetzt eher bergab. Schildkröte war wieder aus.

    Gesamtstrecke der Testfahrt ca. 35km.

    Wenn ich davon ausgehen würde, dass die 270km Reichweite, die der ADAC im Mixtest gemessen hat, als Richtwert korrekt wären, würde dies bedeuten, dass ich bei 80% Ladung nach 220km im besten Fall bei 0% zuhause ankomme. Ich müsste also stets 90% oder mehr laden, bevor ich mich auf die 220km-Strecke machen würde. Sollte der Wagen mit regelhaft bei 20% und Anstiegen auf der Autobahn in die Knie gehen, müsste ich sogar mit 100% losfahren, um ohne Einschränkungen bis nach Hause zu kommen.


    Meine Fragen:

    -Reagiert der Ioniq immer so bei Restladungen von 20%? Oder ist dies vielleicht der Tatsache geschuldet, dass Wagen und Akku kalt waren? Wie sind eure Erfahrungen bei dieser Restladung?

    -Würdet Ihr mir den Ioniq bei regelmäßigen 220km-Fahrtstrecken mit bergigen Autobahnanteilen empfehlen oder eher zu einem Fahrzeug mit größerem Akku raten?


    Mir gefällt das, was der Ioniq bietet, ansonsten sehr gut und ich finde das Preis-Leistungsverhältnis auch absolut okay.


    Danke im Voraus für eure Infos.

  • Herzlich Willkommen in diesem Forum.


    Zunächst mal finde ich es etwas gewagt, das der Testwagen nur noch 60 km hatte. So sollte man das Auto einem potentiellen Kunden nicht zum Testen mitgeben…


    Aber zum Thema: Ich habe meinen In der Style Ausführung jetzt seit Anfang Oktober, und bin voll zufrieden. Ich habe keine Wallbox, wird auch keine kommen. Meistens lade ich öffentlich an AC Säulen die 600 m von meiner Wohnung oder 500m von meinem Arbeitgeber stehen. Dort lasse ich ihn dann immer die 4 Stunden stehen, dich ich bei EnBW darf, ohne Standgebühr zahlen zu müsse. Er lädt dann ca. 30% nach, also ungefähr 90 km Reichweite.


    Also du wirst wahrscheinlich dann jeden Tag laden müssen. Bei einer Wallbox zuhause ja kein Problem. Ich würde die realistische Reichweite mit Heizung auf ungefähr 225 bis 250 km einschätzen. Bei öffentlichen Schnelladern sieht es wieder anders aus. Der Ioniq ist nämlich kein Ladewunder.

    Aber immer noch der effizienteste in seiner Preisklasse.

  • Danke für die Antwort.

    Das mit den 60km Restreichweite war okay, war ein spontaner Besuch des Hyundaihändlers meines Vertrauens, er hätte ja auch sagen können: Kommen Sie nächste Woche wieder, dann ist das Auto voll geladen.So war die Testfahrt für mich sehr informativ, denn sonst hätte ich die Frage nicht so konkret stellen können:


    Wie verhalten sich eure ioniqs bei 20% Restreichweite?


    Bei realistischer Reichweite von 225km mit Heizung sehe ich, dass der Wagen für mich nicht in Frage kommen dürfte. Leider!

  • Die Reichweite ist nur grob geschätzt, keine direkte Beobachtung. Die Restreichweitenanzeige ist generell bei E-Autos mit Vorsicht zu genießen. Aktuell bei mir zeigt sie ohne Klima 281 km an, bei einem SoC von 91%. Ich verbrauche aktuell bei rund null Grad, so ca. 14-15 KWh mit Heizung, was ein Topwert ist. Hochgerechnet würde man dann auf so eine Reichweite kommen, denke ich. Akku ist ja 38,3 KWh groß.


    Bis 20% bin ich ihn noch nie runtergefahren. Wie gesagt, Akku unter 70% und dran ans AC Kabel für 4 Stunden. Die erste Urlaubsreise an die Nordsee kommt hoffentlich dieses Jahr mal. Sonst fahre ich ca. 30 km am Tag.

  • Moin,


    also mein vFL fängt bei 13% an zu meckern und knipst eine orange Lampe an, aber Einschränkungen bei der Leistung habe ich dabei noch nicht festgestellt. Bei 20% passiert noch gar nichts.

    Vielleicht muss der Akku des Vorführers mal wieder richtig balanciert werden?!


    Grüße

    Torsten

  • Bin mit meinem FL mal bis ca. 8% runter gefahren. Ab 10 meckert er und behauptet er würde die Leistung reduzieren. Reicht aber locker für 100km/h auf der Autobahn. Bin damals aber vorher eine lange Strecke gefahren, vll liegts an der Akku Temperatur?!?


    Meine Erfahrung zur Reichweite im Winter: 250km sind realistisch, wenn man auf der Autobahn 110 fährt. Sind neulich 200km gefahren, zur Sicherheit war er auf 100% geladen. Winter, Gepäck, 20° Heizung, ohne Wärmepumpe ergab dann unter 15kw/100km.


    220km im täglichen Betrieb sollten gehen.

  • Mein FL fängt unter 10% das Meckern an, niedriger Akkustand usw.

    Unter 5% kommt die Schildkröte. Dann wird die Leistung schrittweise reduziert, bei 3% fährt er dann noch 80 oder sogar weniger.

    Die Reichweite nimmt unter 25% auch übeproportional ab, es ist ratsam dann nicht mehr schnell zu fahren weil die Restkilometer dann rapide sinken.

    Ansonsten fahre ich aber recht flott, 130 oder 140 Tempomat (125 bzw 135 GPS). Damit schaffe ich im Sommer 230km und im Winter 200km Autobahn ohne die Schildkröte herauszulocken ;)

  • Danke für die Antworten!

    Ja, kann gut sein, dass die Akkutemperatur nicht okay war und der Wagen vorher lange gestanden hat. Bei über 10% Tempo 80 auf der AB wäre ein Ausschlusskriterium. Wobei ich da mit dem Tesla verwöhnt bin.... da kann ich auch bei 5% noch locker auf der Autobahn mitschwimmen, auch jenseits 130.

    Aber wenn ich mit dem Ioniq zuverlässig 220km schaffe, auch im Winter , ohne dass ich dauernd auf 100% laden muss, dann wäre ich schon zufrieden.

    Der Händler leiht ihn mir 2 Tage für kleines Geld, Verrechnung der Mietkosten bei Kauf. Werde ihn also ausgiebig testen und, wenn Interesse besteht, berichten.

  • Beim Test beachten:

    Du brauchst auf der zweiten Etappe anteilig mehr "%SOC" als auf dem Hinweg. Die SOC werden wohl aus den Amperestunden berechnet (heisst ja auch SOC "=charge" und nicht SOE "=energy"). Da die Spannung im Laufe der Fahrt abnimmt brauchst Du 10 bis 20% mehr "SOC" pro Kilometer.


    Also wenn ich 200km hin und zurück zu meinen Eltern fahre:

    Hinweg 100% --> 60% (40% Delta)

    Rückweg 60% --> 10% (50% Delta)

  • Nach 4 Tagen intensivem Probefahren von über 300km wollte ich meine Erfahrungen und Entscheidung bezüglich des Tauschs meines Tesla gegen den Ioniq schildern.

    Voraussetzung für mich war, dass der Ioniq regelhaft in der Lage ist, eine oft gefahrene Strecke von 220km (140km Autobahnanteil 110-130km/h, zum Teil sehr hügelig, Hunsrück und Eifel, der Rest Stadt und Landstraße) problemlos zu meistern, ohne dass man nachtanken muss und am besten auch, ohne permanent auf 100% laden zu müssen.


    Und für die, die jetzt kommen und sagen, man könne Äpfel nicht mit Birnen und insbesondere Tesla M3 nicht mit Hyundai Ioniq vergleichen: Stimmt, aber darum geht es mir ja auch gar nicht. Es geht mir nicht um den direkten Vergleich der beiden Fahrzeuge, sondern ob der Wagen für mich und mein oben genanntes Profil passt.


    Meine Hoffnung war, dass ich mit dem Fahrzeug, immerhin ADAC ECO-Test Verbrauchssieger, preiswerter und effizienter meine Strecke fahren kann, bei geringerem Invest in das Fahrzeug.


    Der Ioniq hat mir gut gefallen, gesessen hab ich besser als im Tesla. Etwas lauter, dafür aber gemütlicher und weicher gefedert. Die 16 Zoll Reifen dürften da eine Rolle spielen.


    Den Spurassisten fand ich etwas zappelig, er ist gelegentlich bei gut erkennbarer Mittellinie auf die Gegenfahrbahn abgedriftet.


    Was mich wirklich erstaunt hat und letztendlich zu meiner Entscheidung gegen den Ioniq geführt hat:

    -Das Fahrzeug brauchte bei gleicher Fahrweise und Sommerreifen (relativ entspanntes Fahren mit obigem Streckenprofil, +5 bis +10°C) mehr als mein Tesla M3LR mit Winterreifen! Da hätte ich eher mit einem deutlichen Verbrauchsvorsprung für den Ioniq gerechnet. Okay, der Ioniq ist beim Laden etwas effizienter (Laut ADAC etwas über 15% gegen knapp 20% Ladeverluste), damit braucht er vielleicht unterm Strich an der Wallbox 1kwh/100km weniger, aber das bringt auch nicht mehr Reichweite in den kleineren Akku. Die Ladegeschwindigkeit will ich nicht vergleichen.

    -An einem langgezogenen Autobahnanstieg kam es wiederholt zu einer Leistungseinschränkung bei knapp 40% Akkuladung (siehe Bilder)


    Vermutlich hätte die Akkugröße so eben ausgereicht, wenn ich statt 130km/h nur 100km/h auf der Autobahn fahren würde, aber 130km/h als Reisegeschwindigkeit sollte ein Auto für mich bei obigem Profil problemlos fahren können.

    Ergo: Auto passt leider nicht zu meinem Fahr- und Streckenprofil.


    Ich weiß nicht, ob eure Ioniqs weniger brauchen und am Berg nicht in die Knie gehen. Vielleicht hatte ich ja ein Montagsauto als Vorführfahrzeug erwischt?


    Auf jeden Fall danke ich euch für die obigen Antworten und wünsche euch noch allzeit gute Fahrt!