Ein vollelektrisches Fahrzeug kam also für mich nicht in Frage. Auch teile ich die weitläufige Meinung, die Elektromobilität wäre das Allheilmittel für alle vermeintlichen Umweltprobleme, nicht. Ich denke da an die Produktion der Batterien (Rohstoffe, Herstellung) und deren spätere Entsorgung, aber auch das der Strom ja auch irgendwo her kommen muss. Zumindest in absehbarer Zeit sehe ich da keine realen Möglichkeiten, das alles nur noch mit Wind-, Wasser- und Sonnenkraft erzeugt werden kann. Außerdem unterliegt auch diese Energieart dem System von Angebot und Nachfrage - je mehr Strom (für E-Autos) nachgefragt wird, desto teuerer wird der Preis dafür. Ich halte es für unkalkulierbar, diese Entwicklung verlässlich abschätzen zu können. Den Ölpreis halte ich für eher kalkulierbar.
Das einzige Allheilmittel für die gegenwärtigen Umweltprobleme heisst Verzicht. Das wird aber vorderhand nicht passieren, bzw. nur in geringem Umfang.
Die Produktion eines Ioniq samt Batterie sorgt bei Verwendung der Worst-Case Werte aus der Schweden Studie für etwa 3500kg mehr CO2 als das selbe Auto mit reinem Verbrennerantrieb verursachen würde. Das entspricht ca. 1500l Benzin. Ein leicht teurerer, vergleichbar ausgestatteter und ziemlich genau gleich starker Golf 1.5 TSI kommt damit laut verbrauchsangaben von VW 30'000 km weit. Laut deiner Angabe für den Hybrid von 4.2l und den 25'000km pro Jahr die Du fährst, hättest Du nach etwa anderthalb Jahren Gleichstand. Da der Hybrid aber einen Verbrenner mit allem drum und dran, einen Elektromotor und eine Batterie hat, wird das deutlich früher der Fall sein, etwa nach 8 monaten oder so. Würde man in einem Grosskraftwerk Strom aus Benzin und Diesel machen und den in reinen Batterieautos verfahren, wäre das immer noch deutlich sauberer und auch deutlich effizienter als in deinem Hybrid und vorallem auch viel besser als Strom aus Kohle zu machen. Könnte, wollte und würde ich meinen 320er Benz weiter betreiben und somit vermeiden, dass für mich ein neues Auto gebaut wird, selbst dann wäre alleine aufgrund des Benzinverbrauchs nach vier Jahren à 12'000km CO2 gleichstand mit dem Ioniq.
Batterien benötigen Rohstoffe, hauptsächlich Aluminium, welche energieintensiv sind, und ein paar Kilo Rohstoffe wie Lithium und Kobalt, die nicht unproblematisch sind beim Abbau. Erdöl ist auch nicht ganz ohne bei Förderung und Transport aber der Hauptunterschied besteht darin, dass wir es hochpumpen, raffinieren, transportieren und dann verbrennen, und zwar genau ein mal. Das Aluminium, Lithium und was sonst noch so in einer Batterie ist, bleibt in der Batterie. Wenn die Batterie eines fernen Tages tatsächlich nicht mehr regenerierbar sein wird, kann man aus den Rohstoffen wieder eine neue Batterie machen, es ist nämlich nicht besonders schwierig diese aus einer Fahrbatterie zurück zu gewinnen.
Ich kenne die Zahlen aus Deutschland nicht, aber in der Schweiz geht man davon aus, dass es für den elektrischen Betrieb sämtlicher heute vorhandenen Verbrennerfahrzeuge ca. 20% mehr Strom brauchen würde als heute. Diese Kapazität steht bereits heute zur Verfügung und noch einmal doppelt so viel an Sparpotenzial.
Das Problem der Wasserkraft besteht darin, dass damit niemand wirklich reich wird. Wenn so ein Kraftwerk mal steht, dann funktioniert es einfach und zwar für sehr, sehr lange Zeit. Also hat fast niemand Interesse daran, diese zu fördern. Wasserkraft ist zu gut um interessant zu sein. PV, Windkraft und Co. sind da schon interessanter, aber leider auch recht undosierbar und unter dem Strich nicht sehr effizient. Trotzdem kann man auch damit den Energibedarf in Europa an sich decken, wenn man will. Richtig reich werden die Leute die das sagen haben aber hauptsächlich mit Atomstrom und fossilen Brennstoffen. Wenn Du dir mal so einen Tagbau anschauen gehst, wird Dir sofort klar, dass da einfach zuviel dran hängt um das mal eben abzustellen. Trotz all dem, Strom ist eine recht kalkulierbare Energie.
Finanziell sieht es so aus: Würde ich meinen Benz weitere 20 Jahre fahren und damit weitere 250'000km zurücklegen, dann hätte ich mit den anfallenden Treibstoffkosten zu heutigen Strom- und Benzinpreisen bis in 20 Jahren den Ioniq etwa 1.2 mal bezahlen können. Dabei ist noch nicht berücksichtigt, dass ich den Ioniq noch etliche Jahre kostenlos laden kann. In 14 Jahren werde ich pensioniert. Ich hoffe der Ioniq hält bis dahin, was darüber hinausgeht ist geschenkt, ich brauche dann an sich kein Auto mehr. Wenn er hinüber ist, gebe ich den Ausweis ab. Der Ioniq hat für 1/3 der Zeit Garantie, die Batterie fast für 2/3. Ich mache mir eigentlich keine Sorgen und Fünfzehner TSI Golf fahren wäre in jedem Fall viel, viel teurer. Selbst ein i20 mit 1.0l Benziner für 16'000.-- wäre für mich unter dem Strich teurer. Dauernd Auto wechseln ist mir zu teuer, daher habe ich mir keine gedanken gemacht wie das nach 2, 3 oder 4 Jahren aussieht, aber beim TSI Golf geht die Rechnung vom ersten Tag an nicht auf, weil der schon in der Anschaffung teurer ist als ein Ioniq, auf lange Sicht lohnt sich da vermutlich sogar ein e-Golf, falls er denn noch vor meiner Pensionierung geliefert würde.
Es ist sehr aufschlussreich, sich mit der Schweden Studie zu beschäftigen. Sie bestätigt wie viel besser Batterieautos im Vergleich zu Verbrennern sind, und sie belegt auch, dass der Ioniq hinsichtlich CO2 Bilanz gegenwärtig durch kein anderes Auto übertroffen wird, solange man mehr als 7'500km im Jahr damit fährt und er jeweils länger als etwa 1 bis 5 Jahre hält, je nach Kilometerleistung. Selbst ein sehr kleines, leichtes Dieselauto mit 3,0l Verbrauch würde man bei 10'000km/Jahr nach 6 bis 7 Jahren mit dem Ioniq einholen. Ein Kona dagegen würde für den Gleichstand mit besagtem Superspardiesel gegen 15 Jahre benötigen. Bei 15'000 im Jahr hast Du einen verbrauchsgünstigen Golf nach 2 Jahren mit dem Ioniq und nach 4 Jahren mit dem Kona eingeholt, wenn Du mit den Worst-Case Werten aus der Schweden Studie rechnest. Da ist bei beiden noch nicht mal die Garantie auf dem Auto abgelaufen. Der Ioniq ist in der Hinsicht halt doppelt so gut wie der Kona, bei mehr Platz und kleinerem Preis. Das zeigt natürlich ganz klar, wie falsch die gegenwärtige Entwicklung hin zu grösseren Akkus ist. Trotzdem sieht's immer noch gut aus für die Batterieautos, solange Du nicht (wie geschehen) einen 100kWh Tesla X mit einem Kompakt-Diesel vergleichst.